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Sammlung: Blauburgunder

Der Blauburgunder (Pinot Noir) vielseitig und bedeutend.

Die rote Rebsorte stammt aus Frankreich. Rund 300 Synonyme bezeugen das hohe Alter und die weltweite Verbreitung in nahezu allen Weinbauländern. Wichtige bzw. historisch bedeutsame alphabetisch nach Ländern gruppiert sind zum Beispiel Augustiner, Auvernas, Blauer Klevner, Blauer Spätburgunder, Frühschwarzer, Klävner, Klebroth, Klevner, Möhrchen, Moréote, Schwarzburgunder, Schwarzer, Schwarzer Burgunder, Schwarzer Traminer, Spätburgunder, Süßrot, Thalroter (Deutschland); Auvernat, Auvernas, Auvergnat, Berligout, Bourguignon, Clevner, Formentin Noir, Morillon Noir, Mourillon, Noble Joué, Noirien Franc, Noirien Noir, Orléanais, Pignola, Pignolet, Pineau de Bourgogne, Pineau de Bourgoyne, Pineau de Chambertin Pineau Noir, Pineau de Gevrey, Plant Doré, Vert Doré (Frankreich); Pinot Nero (Italien); Cerna, Pino Ceren, Pino Fran, Pino Negru, Pino Nero (Moldawien); Blauburgunder, Blauer Burgunder, Blauer Klevner, Clevner, Klevner, Schwarzburgunder, Schwarzer Burgunder (Österreich); Pinot Cernii, Pinot Cherny (Russland); Blauburgunder, Burgunder, Clevner, Cortaillod, Dôle, Klävner, Klevner, Salvagnin Noir, Savagnin Noir (Schweiz); Burgundské Modré, Rulandské Modré (Slowakei); Rulandské Modré, Burgundské Modré (Tschechien); Kékburgundi, Kisburgundi (Ungarn); Black Burgundy, Franc Pineau, Gamay Beaujolais (USA).

Sie darf trotz scheinbar darauf hinweisender Synonyme bzw. morphologischer oder Namens-Ähnlichkeiten nicht mit den Sorten Béclan, Blauburger, Blaufränkisch, Brun Fourca, Gamay (Dôle), Gouget Noir, Persan, Pineau d’Aunis, Tressot Noir oder Trousseau Noir verwechselt werden. Es handelt sich mit höchster Wahrscheinlichkeit um die Pinot-Ursorte mit vielen Spielarten bzw. Klonen und Mutationen. Gemäß 2000 erfolgten DNA-Analysen besteht eine Eltern-Nachkommen-Beziehung zwischen Pinot (siehe dort im Detail) und Traminer (Savagnin Blanc). Konkret wird Traminer als Nachkomme von Pinot angenommen, obwohl auch das umgekehrte Verhältnis nicht auszuschließen ist. Das alte Synonym Schwarzer Traminer deutet auf diese Beziehung hin, obwohl zur Zeit, als dieser Name entstanden ist, selbstverständlich kein konkretes Wissen darüber bestand. Somatische Mutationen sind Pinot Meunier (Schwarzriesling) und Samtrot, obwohl Zweitere manchmal auch als Mutation vom Ersteren gilt.

Die drei Spielarten Pinot Noir, Pinot Blanc und Pinot Gris haben ihre Gene durch natürliche Kreuzungen (häufig mit dem Partner Gouais Blanc) weitergegeben. Diese drei Sorten besitzen aber ein nahezu identisches DNA-Profil, weshalb bei natürlichen Kreuzungen durch DNA-Analysen nicht festgestellt werden kann, welche dies war. Deshalb wird nur Pinot angegeben (siehe dort eine Aufstellung). Pinot Noir zählt zu den besten Rebsorten der Welt, den Cépages nobles. Auf Grund der hervorragenden Eigenschaften war und ist die Rebe weltweit in vielen Ländern ein sehr beliebter Kreuzungspartner bei Neuzüchtungen. Das waren Belek, Bermet, Buket, Carmina, Carminoir, Diolinoir, Domina, Hebros, Jagodinka, Ketrosy, Kolor, Mol Kara, Orfej, Palestina, Petra, Pinotage, Pinot Nova, Pliniana, Prior, Rainha, Ravat Noir, Roter Milan, Schönburger, Skif, Vignoles und Župljanka.

Es handelt sich um eine sehr alte Sorte, die es möglicherweise seit 2.000 Jahren gibt (siehe dazu auch unter Pinot). Über das Datum/Jahr, wann Pinot Noir in den einzelnen Ländern erstmals erwähnt bzw. aufgetaucht ist, gibt es unzählige Quellen/Varianten mit oft unterschiedlichen Jahreszahlen. Die Erwähnungen im 9. Jahrhundert im Zusammenhang mit Karl dem Großen (742-814) müssen als Legenden betrachtet werden (aber sind nicht auszuschließen), weil es unklar ist, welche Rebsorten genau gemeint waren. Jedenfalls zählt sie zu den klassischen Fränkischen Sorten und könnte mit dem Traminer (Savagnin Blanc) während der Zeit des Frankenreichs verbreitet worden sein. Als zuverlässige Jahresangaben gelten in Frankreich 1283 (Moreillon) und 1375 (Pinot Vermeil), in Deutschland 1470 (Clebroit = Klebroth) in der Gemeinde Hattenheim im Rheingau, in der Schweiz 1766 (Cortaillod) und in Österreich, Ungarn und Italien das 18. Jahrhundert.

Der deutsche Name Spätburgunder ist eigentlich irreführend, denn es handelt sich um eine früh reifende Sorte. Das „Spät“ ist eine Abgrenzung zum etwa zwei Wochen früher reifenden Frühburgunder (Mutation vom Spätburgunder). Die Rebe ist empfindlich gegen Spätfröste, sowie anfällig für Verrieseln, beide Mehltauarten, Botrytis und Virenkrankheiten. Sie gedeiht am besten bei relativ kühlem Klima. Als ideal gilt der Burgund und vergleichbare Gebiete in höheren Lagen, wie sie in Europa in Teilen von Deutschland und der Schweiz, sowie in Übersee in Kanada, Oregon, Kalifornien (Carneros, Sonoma, Central Coast), Neuseeland und Australien (Victoria, Tasmania) vorkommen. Sie erbringt körperreiche, rubinrot-violette Rotweine mit harmonischen Säure- und Tannin-Gehalten, sowie sortentypischen, fruchtigen Aromen nach Beeren und Bittermandeln. Die Sorte ist besonders geeignet, das spezifische Terroir einzubringen, weil sie sehr empfindlich auf Unterschiede von Bodentyp und Mikroklima reagiert.

Im Burgund ist Pinot Noir die bestimmende Rotweinsorte, diese Tatsache hat zur vielen unterschiedlich eingestuften Parzellen bzw. dem System der Burgund-Klassifizierung geführt. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Sorte als Basis für die ganz großen Burgunderweine wie z. B. von Domaine de la Romanée-Conti an der Côte d’Or. Ein Romanée-Conti Jahrgang 1990 dieses Weinguts zählt mit $ 28.112 für eine Flasche bei einer Auktion in 1996 bei Sotheby’s zu den teuersten Weinen der Welt. Im Burgund sind damit ~10.500 Hektar bepflanzt. In der Champagnebelegt die Sorte ~13.000 Hektar, das sind rund 30% der Rebfläche. Dort wird er weiß gekeltert (Blanc de noirs) und ist neben Pinot Meunier und Chardonnay wichtiger Bestandteil feinster Champagner. Im Elsass sind damit 3.758 Hektar bestockt. Die französische Anbaufläche beträgt insgesamt 29.738 Hektar.

Außerhalb Frankreichs ist Pinot Noir in nahezu allen Weinbauländern der Welt vertreten. In Deutschland belegt die Sorte als Blauer Spätburgunder mit 11.733 Hektar Rebfläche den ersten Platz unter den Rotweinsorten und ist besonders in den Anbaugebieten Ahr, Baden, Pfalz, Rheinhessen und Württemberg weit verbreitet. In der Schweiz ist Pinot Noir die häufigste Rebsorte und belegt mit 4.402 Hektar rund ein Drittel der Gesamtfläche. In Sierre im Kanton Wallis wird jährlich der internationale Weinwettbewerb Mondial du Pinot Noir veranstaltet. In Österreich sind unter dem Namen Blauburgunder 649 Hektar mit steigender Tendenz bestockt.

Weitere Länder in Europa bzw. Nordafrika sind Algerien (1.510 ha), England (233 ha), Israel (10 ha), Italienhauptsächlich in Südtirol (5.046 ha), Kasachstan (180 ha), Kroatien (180 ha), Luxemburg (3 ha), Moldawien (6.521 ha), Portugal (148 ha), Rumänien (1.089 ha), Russland (533 ha), Spanien (1.044 ha), Tschechien (688 ha), Türkei (3 ha), Ukraine (767 ha) und Ungarn (1.091 ha). In den USA löste im Jahre 2004 der Film „Sideways“ einen wahren Pinot-Noir-Boom in Kalifornien aus (zwei Pärchen besuchen kalifornische Weingüter, genießen Wein und philosophieren darüber). Hier wird sie auf insgesamt 15.091 Hektar angebaut; vor allem im Sonoma County und Monterey County. Weitere US-Staaten sind Idaho, Michigan, New Mexico, New York (136 ha), Oregon, Texas (28 ha) Virginia und Washington (127 ha). Insgesamt ergab das in den USA 16.676 Hektar.

Weitere Länder in Übersee sind Argentinien (1.802 ha), Australien vor allen im Bundesstaat Victoria (4.690 ha), Brasilien (145 ha), Chile im kühleren Norden, sowie Bío Bío (2.884 ha), China (40 ha), Indien, Japan (64 ha), Kanada(640 ha), Myanmar (7 ha), Neuseeland vor allem im Bereich Marlborough (4.776 ha), Peru (1 ha), Südafrika (962 ha), Thailand (1 ha) und Uruguay (55 ha). Die Sorte Pinot Noir belegte im Jahre 2010 insgesamt 98.395 Hektar Rebfläche mit stark steigender Tendenz. Gegenüber dem Jahre 1990 mit damals 41.539 Hektar war das ein Zuwachs von 140%. Sie belegte damit im weltweiten Rebsortenranking den Rang 10.

Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012

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