Sammlung: Merlot
Merlot - weiche Struktur und fruchtig
Die rote Rebsorte stammt aus Frankreich. Der Name ist vermutlich vom französischen Wort für Amsel (merle) abgeleitet, weil diese Vögel die bei Vollreife sehr süßen Beeren gerne naschen. Der Name kann aber auch eine Anspielung auf die schwarzblaue Färbung der Beeren ähnlich des Vogels sein. Es gibt über 60 Synonyme, welche die weltweite Verbreitung bezeugen. Die wichtigsten sind Alicante Noir, Bigney, Black Alicante, Blauer Merlot, Bordò, Crabutet, Crabutet Noir, Hebigney, Médoc Noir, Merlau, Merlot Black, Merlot Blau, Merlot Crni, Merlot Nero, Merlot Noir, Merlott, Merlou, Picard, Pikard, Plant Médoc, Sémillon Rouge, Vidal und Vitraille.
Sie darf trotz scheinbar darauf hinweisender Synonyme bzw. morphologischer Ähnlichkeiten nicht mit den Sorten Carmenère oder Menoir verwechselt werden. Da Carmenère- und Merlotreben sich äußerlich stark ähneln, wurden nach Übersee importierte Reben im Weinberg sehr häufig im gemischten Satz angepflanzt. Aus diesem Grund hielt man in Chile die Sorte Carmenère fälschlicherweise lange Zeit für eine Spielart von Merlot.
Schon im Jahre 1999 war durch Dr. Ferdinand Regner (Österreich) erfolgte DNA-Analysen als Merlot-Elternteil Cabernet Franc (Vater) identifiziert worden. Aber erst zehn Jahre später wurde 2009 von Jean-Michel Boursiquot als zweiter Elternteil die Sorte Magdeleine Noire des Charentes (Mutter) ermittelt. Die Sorten Abouriou, Cabernet Sauvignon, Carmenère und Cot (Malbec) haben zumindest einen Elternteil mit Merlot gemeinsam. Bei den anfangs der 1980er-Jahre in Brasilien entdeckten Sorten Merlot Gris und Merlot Rosa handelt es sich um farbliche Mutationen. Die Sorte Merlot Blanc hingegen ist aus einer Kreuzung Merlot x Folle Blanche entstanden.
Merlot ist auf Grund des Potentials und Resistenz gegen Echten Mehltau eine beliebte Zuchtsorte. Sie war Partner der Neuzüchtungen Artaban, Artzebat, Carmine, Cosmo, Ederena, Erilon, Fertilia, Incrocio Bruni 452, Incrocio Terzi 1, Laurot, Malverina, Mamaia, Mendeleum, Mendioberena, Merlese, Merlot Kanthus, Merlot Khorus, Negru de Yaloven, Nigra, Plamennyi, Prodest, Rebo, Rigotti, Sennen und Voltis. Sie wurde auch für Unterlagenzucht verwendet. Aus einer vermutlich natürlichen Kreuzung zwischen Cabernet Franc x Merlot ist die Sorte Caberlot entstanden.
Eine erste Erwähnung unter dem Namen Crabutet Noir stammt angeblich bereits aus dem 14. Jahrhundert. Unter dem Namen Merlau oder Merlot wurde sie erstmals im Jahre 1784 im Bereich Libournais dokumentarisch erwähnt und zählte zu dieser Zeit zu den wichtigsten Bordeaux-Sorten. In der italienischen Region Venetien wurde die Sorte im Jahre 1855 unter dem Synonym Bordò erwähnt. Eine erste komplette Beschreibung erfolgte durch Victor Rendu (1809-1877) im Jahre 1857 in seinem Werk „Ampélographie Française“.
Die früh bis mittel reifende Rebe ist anfällig für Verrieseln, Falschen Mehltau und Botrytis, sowie empfindlich gegen Frühlingsfrost und Dürre, jedoch sehr widerstandsfähig gegen Echten Mehltau. Sie erbringt körperreiche Rotweine mit sanften Tanninen und vielfältigen Frucht- und Kräuter-Aromen nach Pflaume, Efeu, Karamell, Schwarzkirsche, Himbeere und Cassis (schwarze Johannisbeere). Die Sorte wird häufig als optimale Ergänzung für Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc als fruchteinbringender, Tannin mildernder Faktor verwendet.
In Frankreich ist sie die häufigste Rebsorte und besonders in den Regionen Bordeaux und Languedoc-Roussillon weit verbreitet. In den Bereichen Graves, Saint-Émilion und Pomerol ist sie Hauptbestandteil der großen Rotweine und im Médoc Partner beim Bordeaux-Verschnitt. Im Pomerol werden daraus die berühmten Rotweine der beiden Weingüter Château Pétrus und Château Le Pin nahezu sortenrein gekeltert, die zu den besten und teuersten Rotweinen der Weltzählen. Die Anbaufläche in Frankreich beträgt insgesamt 115.746 Hektar.
In Italien belegt sie 28.042 Hektar vor allem in der nördlichen Hälfte. Weitere Länder sind Algerien (1.510 ha), Bulgarien (10.573 ha), Deutschland (469 ha), England (2 ha), Griechenland (1.248 ha), Kroatien (780 ha), Moldawien(8.123 ha), Montenegro, Österreich (649 ha), Portugal (772 ha), Rumänien (10.988 ha), Russland (1.588 ha), Schweiz(1.028 ha), Slowenien (996 ha), Spanien vor allem Aragonien, Katalonien, Navarra und La Mancha (15.540 ha), Tschechien (90 ha), Türkei (355 ha), Ukraine (2.820 ha), Ungarn (1.907 ha) und Zypern (63 ha).
In Übersee gibt es Bestände in Argentinien (6.282 ha), Australien (10.028 ha), Bolivien (30 ha), Brasilien (766 ha), Chile(10.041 ha), China (3.560 ha), Indien, Israel, Japan (817 ha), Kanada (999 ha), Mexiko (391 ha), Neuseeland (1.369 ha), Peru (2 ha), Südafrika (6.497 ha) und Uruguay (875 ha), sowie in den US-Staaten Kalifornien (18.924 ha), New York, Oregon, Texas, Virginia und Washington (3.334 ha). Merlot hat in 20 Jahren den Bestand von 154.752 Hektar im Jahre 1990 auf 267.169 Hektar im Jahre 2010 nahezu verdoppelt. Damit liegt die Sorte im weltweiten Rebsorten-Ranking hinter dem Cabernet Sauvignon und vor der Airén auf Rang 2.
Quelle: Wine Grapes / J. Robinson, J. Harding, J. Vouillamoz / Penguin Books Ltd. 2012